Der Absatz von Bio-Kartoffeln geht in Deutschland zurück

Der Absatz von Bio-Kartoffeln sei um 40 bis 50 Prozent eingebrochen, sagte Dr. Olaf Zinke, Agrarmarktexperte und Erstautor von Agrarheute.com, im Gespräch mit der Regionalzeitung Neue Osnabrücker Zeitung, Präsident des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes, Thomas Herkenrath . Der Grund dürfte der Preissprung für Bio-Kartoffeln im Vergleich zu traditionell angebauten Produkten sein.

Laut dem Präsidenten des Verbands haben die deutschen Verbraucher begonnen, Geld zu sparen und auf preiswerte Lebensmittel zu setzen. Herkenrath kritisierte vor diesem Hintergrund, dass die Bundesregierung an ihren Zielen festhalte, den ökologischen Landbau in Deutschland auszubauen. Bis 2030 soll der Bio-Anbau auf 30 Prozent gesteigert werden. Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist dies unrealistisch.

„Die Bio-Fläche unter Kartoffeln wird weiter schrumpfen. Wieso den? Denn fast niemand kauft mehr Bio“, sagte Herkenrath. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 10,3 Millionen Tonnen geerntet. Die Fläche betrug 267.000 Hektar.

Teresa Wenzel vom Verband Bio-Kartoffelerzeuger sagt, dass der Rückgang der Bio-Kartoffelumsätze auf allen Handelsstufen nur noch 15 Prozent beträgt und dass die Situation für Bio-Kartoffelbauern insgesamt stabiler ist als vom Kartoffel-Handelsverband beschrieben.

Nach Angaben des Verbandes Ökologischer Kartoffelanbauer werden seit kurzem auf 12.000 Hektar Bio-Kartoffeln angebaut, das sind rund 4,5 % der gesamten Kartoffelanbaufläche in Deutschland.

Laut Teresa Wenzel betrug der kommerzielle Gesamtertrag an Bio-Kartoffeln etwa 180.000 Tonnen, was fast 2% der Gesamtproduktion ausmacht.

Da keine Düngemittel und Pestizide verwendet werden, sind die Erträge bei Bio-Kartoffeln geringer als bei traditionellen Kartoffeln und betragen in letzter Zeit durchschnittlich 20 bis 30 Tonnen pro Hektar, etwa die Hälfte des traditionellen Anbaus.

Üblicherweise werden die Premiumkosten von Bio-Kartoffeln durch niedrigere Erträge im Bio-Anbau kompensiert. Doch gerade wegen dieser höheren Preise gab es zuletzt massive Probleme bei der Vermarktung fast aller Bio-Produkte. Aufgrund explodierender Energie- und Lebensmittelpreise sind Verbraucher gezwungen, sich für eine billigere Alternative zu entscheiden.

Die Preise für Bio-Kartoffeln liegen zuletzt zwischen 55 und 60 Euro pro Zentner, 20 Euro mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie konventionelle Kartoffeln. Es macht auch deutlich, dass Biobauern in Krisenzeiten vor einer echten vertrieblichen Herausforderung stehen. Das gilt übrigens nicht nur für Kartoffeln, die im Bio-Bereich ein sehr kleines Marktsegment darstellen, sondern auch für Milch, Fleisch und wohl Bio-Getreide.

Es wird deutlich, dass es für Bio-Erzeuger wichtig ist, ihren Marktanteil zu halten und nicht die Produktion zu steigern. Unter diesen schwierigen Bedingungen ist eine Flächenausweitung undenkbar, da die Absatzkrise vor dem Hintergrund einer rekordhohen zweistelligen Inflation inklusive Lebensmittelkorb noch lange nicht überwunden ist.