Deutschland zensiert Werbung für Junkfood

Soll die Werbung für Chips, Schokolade und zucker-, fett- oder salzhaltige Snacks aufhören?

Weht da ein neuer Wind gegen bestimmte Praktiken in Europa? Es scheint so. Nach der jüngsten Kontroverse um Anti-Alkohol-Kennzeichnungen hat der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) einen Gesetzentwurf angekündigt, der die Werbung für ungesunde Lebensmittel deutlich einschränken soll.

Der Entwurf sieht im Wesentlichen zwei Regelungen vor.

  • Zum einen wird die Werbung für zucker-, fett- und salzhaltige Lebensmittel, die sich gezielt an Kinder richtet, auf allen an Kinder gerichteten Medienplattformen, einschließlich sozialer Medien und Influencer-Marketing, verboten. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir unterstreicht die Notwendigkeit, Kinder vor solcher gezielter Werbung zu schützen.
  • Zweitens sieht der Vorschlag vor, dass zwischen 6 und 23 Uhr auch die allgemeine Werbung für diese Produkte, die sich nicht speziell an Kinder richtet, wie etwa Werbung während Familiensendungen oder Sportübertragungen, eingeschränkt wird.

Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Anwesenheit von Kindern in dieser Zeitspanne zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass sie solchen Werbungen nicht ausgesetzt sind.

Minister Özdemir weist darauf hin, dass Minderjährige durchschnittlich 15 Werbespots pro Tag sehen, in denen “zuckerhaltige Leckereien und salzige Snacks” beworben werden. Er betont, dass er kein Extremist ist, wenn er sich für ein Verbot einsetzt, aber er betont die Notwendigkeit “klarer Regelungen”. Er hofft, dass diese Beschränkungen die Lebensmittelhersteller dazu veranlassen werden, ihre Produkte neu zu formulieren. Statistiken der Regierung zeigen, dass etwa 15 % der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren in Deutschland übergewichtig sind, wobei fast 6 % als fettleibig eingestuft werden.

Die Ministerin beruft sich auf eine Regelung im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP. Darin heißt es, dass Werbung für zucker-, fett- und salzreiche Lebensmittel, die auf Kinder abzielt, in Programmen und Formaten, die sich speziell an Kinder unter 14 Jahren richten, verboten werden soll. Die Ministerin stellt fest, dass frühere freiwillige Maßnahmen der Unternehmen keinen wirksamen Schutz für Kinder darstellten, die oft das Doppelte der empfohlenen Menge an Snacks und Süßigkeiten verzehrten und dadurch ihre Gesundheit gefährdeten.

Der Minister betont, dass die von der Weltgesundheitsorganisation aufgestellten Ernährungsrichtlinien eine entscheidende Rolle bei der Unterscheidung zwischen gesunden und ungesunden Produkten spielen werden. Er unterstreicht, dass es bei der Umsetzung dieser Vorschriften Übergangsfristen geben wird, wobei ein Zeitrahmen von zwei Jahren genannt wird. Er versichert, dass die Euro 24, also die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr, von diesen Änderungen nicht betroffen sein wird.

Während der Plan von der Grünen-Fraktion gelobt wurde, sprach sich die FDP dagegen aus. Der agrarpolitische Sprecher Gero Hocker kritisierte Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, weil er jeden Minderjährigen wie einen unmündigen Bürger behandeln wolle. Hocker erklärt, dass Özdemirs Vorschläge zwar mit der Haltung seiner Partei übereinstimmen, aber in der Koalition keine Mehrheit finden werden. In dem unten stehenden Video stellt der Minister seinen Plan vor. Wenn Sie auf das Einstellungsrad klicken und automatische Übersetzung wählen, können Sie Untertitel in Ihrer bevorzugten Sprache aktivieren.

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