EU und Deutschland setzen bei Ausschreibung für ländliche Entwicklung auf „Smart Villages“

Deutschland treibt die Entwicklung von Smart Villages voran – ein Schritt, der laut EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski entscheidend für die Entwicklung ländlicher Gebiete ist.

Bei dem auch als Smart Village Development bezeichneten Ansatz geht es laut dem Europäischen Netzwerk für ländliche Entwicklung (ENLR) um die Wiederbelebung ländlicher Gebiete durch digitale und teilweise soziale Innovation.

„Intelligente Dörfer sind ein wichtiges politisches Instrument, um das Potenzial unserer ländlichen Gemeinden freizusetzen“, sagte Wojciechowski während einer Konferenz am Donnerstag (27. Oktober).

In der Praxis kann dies eine ganze Reihe von Maßnahmen umfassen, wie z. B. die Nutzung digitaler Tools zur Verbesserung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum oder die Nutzung von Online-Plattformen zur Förderung der demokratischen Teilhabe in der Kommunal- und Regionalpolitik.

Durch zwei aufeinanderfolgende Projekte namens Smart Rural 21 und Smart Rural 27 treibt die Kommission die Entwicklung solcher „Smart Villages“ voran.

Auch Deutschland liegt im Trend.

Die Regierung hat kürzlich angekündigt, einen Teil der Mittel für die ländliche Entwicklung für das Modellprojekt „Smarte.Land.Regionen“ verwenden zu wollen, das darauf abzielt, in sieben und 14 weiteren Modellregionen „ein sogenanntes digitales Ökosystem und digitale Anwendungen“ zu entwickeln Landkreise und prüfen, inwieweit diese an andere Orte übertragbar sind.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium stellt dafür 25 Millionen Euro bereit, die meisten beteiligten Landkreise befinden sich derzeit in der Ideenfindungsphase.

So organisiert beispielsweise der nordostdeutsche Landkreis Vorpommern-Greifswald eine Reihe von Bürgerkonferenzen, um Ideen zu verschiedenen Themen zu sammeln, darunter Gesundheit, Kultur und Mobilität.

Zu den Vorschlägen, die sich ergeben haben, gehören die Einrichtung von Teleärzten, damit Patienten von zu Hause aus mit ihren Hausärzten sprechen können, oder die Einrichtung einer regionalen Carsharing-Plattform.

Best-Practice-Austausch

Ziel sei es, bewährte Verfahren auszutauschen, Pilotprojekte umzusetzen und „nützliche Schlussfolgerungen für zukünftige politische Maßnahmen zu ziehen“, sagte der EU-Landwirtschaftschef ebenfalls.

„Diese Projekte waren bisher ein Erfolg!“ er fügte hinzu.

Die Projekte haben beispielsweise Kommunen bereits besser für eine intelligente Dorfentwicklung gerüstet und technologische, digitale und soziale Innovationen vorangetrieben, die auf die Bedürfnisse ländlicher Regionen zugeschnitten sind.

Unterdessen begrüßte Wojciechowski auch, dass die meisten EU-Länder, wie Deutschland, den „Smart Village“-Ansatz über nationale Strategiepläne zur Umsetzung der reformierten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) unterstützten.

Internetverbindung zuerst erforderlich

Voraussetzung für solche „intelligenten Lösungen“ sei aber auch die Anbindung des ländlichen Raums an die digitale Infrastruktur, so Wojciechowski.

„Die Digitalisierung kann nur mit starker Konnektivität große Vorteile bringen – in Bezug auf Geschwindigkeit und Qualität“, betonte er.

Beim Breitbandausbau im ländlichen Raum hinkt Deutschland den EU-Pendants hinterher: Weniger als 14 Prozent der Haushalte haben Zugang zu einem Glasfaseranschluss im Vergleich zum EU-Durchschnitt von rund einem Drittel, so die Daten der Bundesnetzagentur .

In ihrer Stellungnahme zum GAP-Strategieplan forderte die EU-Kommission Deutschland außerdem auf, „weitere Zusicherungen zu geben, wie der Bedarf an Breitbandversorgung mit angemessenen technologischen Standards in allen ländlichen Gebieten gedeckt werden kann“.

Geld aus dem Kohäsionsfonds?

Unterdessen hat der Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des Europäischen Parlaments am Dienstag (25. Oktober) auch eine Entschließung zur langfristigen Entwicklung ländlicher Gebiete angenommen.

Der EU-Gesetzgeber forderte unter anderem, einen Teil des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Teil der GAP ist, und des Kohäsionsfonds zweckgebunden für Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raums bereitzustellen.

Die Abgeordneten verwiesen auch auf „wachsende Unzufriedenheit“ in der ländlichen Bevölkerung, die von dem Eindruck geschürt wird, dass die politische Entscheidungsfindung ihre Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigt.

In der Entschließung forderten die Parlamentarier daher eine Stärkung lokaler und regionaler Entscheidungsträger und zivilgesellschaftlicher Akteure.